Vatertags
tour Tübingen - Konstanz 2020

 


Dieses Frühjahr war wettermäßig verhext. Die für Ostern geplante Tour fiel ins Wasser und für das verlängerte Wochenende an Himmelfahrt hatte sich die Wettervorhersage für die Eifel von einem Tag Regen auf drei Tage Regen verschlechtert. Kurz entschlossen habe ich Mittwoch Nacht meine Fahrkarte für Trier in den Papierkorb geworfen, eine neue Karte für Tübingen gekauft und kam dann mit meinem Fahrrad am Morgen des Vatertags gegen elf Uhr in Tübingen an, um bei strahlendem Sonnenschein Richtung Bodensee zu starten.

Die Vorplanung der Strecke hatte ich wie immer mit Hilfe des Tourenplaners von Komoot gemacht. Der Streckenverlauf kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden. Die Tour hatte eine Länge von 208 km.

1. Tag: Anreise nach Tübingen und Fahrt nach Tuttlingen 90 km   

Dank des unseligen Corona war der Zug recht leer und die Gefahr sich anzustecken, bestand nicht.
In Tübingen angekommen ging es dann im schönsten Sonnenschein raus aus der Stadt Richtung Hechingen.
Sobald man in der freien Landschaft ist, grüßt einen linker Hand schon von weitem die Hohenzollernburg oberhalb von Hechingen und man fährt auch fast die ganze Zeit unterhalb der Kante der schwäbischen Alb entlang.
Ich radelte gemütlich immer ein bisschen bergauf bergab und gegen die Mittagszeit kam ich in Hechingen an.
Dort ging es hinauf in die Altstadt und es war gar nicht so einfach, ein geöffnetes Lokal zu finden. Es war das erste Wochenende, an dem Lokale nach der Coronasperre wieder auf hatten. Schließlich landete ich in der Pizzeria "Restaurant Museum" und war dort einer der wenigen Gäste im Außenbereich.
Eine Quattro Statione musste sein, auch wenn die hinterher beim Radfahren immer etwas im Magen liegt.
Aber so ehemalige Selbstverständlichkeiten wie Essen gehen haben nach dem Lockdown doch einen ganz anderen
Wert bekommen.

                                  

                         Bahnhof
Tübingen

Weiter ging es dann nach Balingen, einem ebenfalls hübschen Städtchen. Während es in Hechingen merkwürdig ruhig gewesen war, war die Innenstadt von Balingen inklusive der dortigen Lokale gut besucht. Ordentlich mit Mundschutz versehen kaufte ich mir ein Eis, bevor ich noch einen Abstecher zum dortigen ehemaligen Zollernschloss machte.
Früher war dort mal eine offizielle Jugendherberge. Nunmehr ist es ein Jugendgästehaus, also im Prinzip immer noch eine Jugenherberge.

Ich hatte so etwas au
ch schon mal auf der Festung Rosenberg in Kronach erlebt. Auch dort wurde aus der ehemaligen Jugend-herberge ein Jugendgästehaus. Dies hängt offenbar damit zusammen, dass das Jugendherbergswerk inzwischen so hohe Standardanforderungen hat, dass manche Betreiber dann nicht mehr unter Jugendherberge firmieren.
Die Gästehäuser sind aber auch völlig in Ordnung. Die damalige Übernachtung in der Festung in Kronach war für mich als alter Burgenfan ein absolutes Highlight!

                                                                                                                                         Burg Hechingen

Und weiter ging es nach Schömberg. Dort fand sich dann ein kleiner, idyllischer Stausee. Tja, dumm gelaufen! Ich hatte ausnahmsweise mal keine Badehose eingepackt (die wiegt ja auch so viel!), weil wegen Corona die Schwimmbäder ohnehin geschlossen hatten. Also konnte ich nur die Füße ins Wasser stecken. Es war trotzdem ein nettes Päuschen,


                Balingen Hohenzollernschloss

bevor es  weiter zur Schlussetappe nach Tuttlingen ging. Man muss nun sozusagen ein bisschen über den Buckel radeln, es dürfte noch ein Ausläufer der schwäbischen Alb sein, bevor man dann im Tal der Prim ankommt. In Spaichingen wollte ich eigentlich für diesen Tag aufhören und  übernachten, aber die ein oder zwei Hotels hatten noch geschlossen. Also hieß es mal wieder: "I´m biking!"

Letztlich war es aber bis Tuttlingen nicht mehr so weit. Es ging gemütlich im Tal der Prim, die in die Donau mündet, längs und so rollte ich dann spätabends in Tuttlingen ein und suchte und fand dort ein Hotel. Und nun kam die Überraschung:
Die Inhaberin erklärte mir, dass sie mich eigentlich gar nicht aufnehmen dürfe. In Baden-Württemberg waren zu diesem Zeitpunkt coronabedingt nämlich immer noch nur geschäftliche Übernachtungen zulässig. Kein Problem sagte ich ihr, ich bin ich Anwalt habe morgen einen Gerichtstermin. .`-)
Wir haben das dann nicht weiter vertieft. Ich bekam mein Zimmer, nicht ohne den Hinweis, dass es kein Frühstück gebe. Offenbar lohnte sich das nicht für die ein zwei Gäste.
Abends bummelte ich noch ein wenig durch die reichlich triste Innenstadt und fand dann immerhin einen Mexikaner, dessen Essen recht lecker war. Der Service war allerdings unter aller S....                                                                                                    Stausee Schömberg
 

2. Tag: Tuttlingen - Konstanz 56 km

Zunächst suchte ich mir eine Bäckerei in der Innenstadt, um zu frühstücken und danach ging es recht heftig aus dem Donautal von 645 hm hinauf auf die Witthoher Höhe mit 862 hm. Man sollte kaum glauben, dass es zwischen der Donau und dem Bodensee ohne die schwäbische Alb dazwischen nochmal so hoch hinauf geht.
Die Höhe ist übrigens auch der höchste Punkt der europäischen Wasserscheide. Von dort oben hat man einen fantasti
schen Blick auf die Alpenkette! Auch bei dieser Gelegenheit – ich weiß ich wiederhole mich - stellte ich mal wieder fest, dass man bei Radtouren in schöne Gegenden gelangt, in die man in der Regel mit dem Auto nicht kommt.

Tja und dann ging es praktisch nur noch bergab, zum Teil richtig mit Karacho! Der Raseopi sozusagen :-)
An der Strecke lag auch ein kleines Dörfchen namens Emmingen, an dessen Ortseingang ein nettes Strohpärchen stand

Kurz hinter Radolfzell erreichte ich das Bodenseeufer und nun ging es das letzte Stück munter bis nach Konstanz.

Konstanz hat eine wunderschöne Altstadt, was schlicht daran liegt, dass es im Krieg nicht bombardiert worden war.
Die Konstanzer hatten damals auch keine Verdunkelung.
Auf diese
Art konnte man aus der Luft nicht erkennen, wo das unmittelbar angrenzende Schweizer Kreuzlingen begann.
Da die Schweizer Grenze an diesem Tag noch dicht war, konnte ich auch gemütlich durch die Altstadt und am Bodenseeufer längs schlendern, ohne ständig von Schweizer Einkaufstouristen überrannt zu werden:

 Den Abend habe dann mit meinem dort lebenden, jüngeren Sohn in einen gemütlichen Weinlokal in der Altstadt verbracht.

 

 


                                                                                                                                                                                                                                Konstanz Stadttor

3. Tag: Konstanz - Mengen 62 km

Der Wetterbericht für den nächsten Tag versprach nichts Gutes. Auch in Konstanz regnet es morgens kurz. Aber als ich startete, schie
n wieder die Sonne und so konnte ich
die Fahrt über den See mit der Fähre nach Meersburg genießen.

Wer Meersburg nicht kennt, sollte sich die Stadt unbedingt ansehen. Es gibt eine sehr schöne alte Burg, ein großes laufendes Wasserrad unterhalb der Burg, das neue Schloss und vieles mehr.

Da ich zu Schülerzeiten nicht weit entfernt vom Bodensee gelebt habe, kenne ich die Gegend allerdings seit Jahren. Vom Fähranleger ging es an der Burg vorbei und anschließend ständig hoch aus der Bodensee-senke, unter anderem an einem sehr leckeren Erdbeerfeld vorbei, Richtung Oberschwaben.

Je weiter ich allerdings durch das Deggenhausertal fuhr, um so
dunkler wurde der Himmel vor mir und dann ging es los!
Der angekündigte Wettersturz kam und es wurde recht kühl und fing heftig zu regnen an. Ich hoffte noch, dass Ganze unter dem Vordach eines Hauses in einem am Wege liegenden Dörfchen überstehen zu können, aber Pustekuchen!        .                                                                                                                
                                   Fähre
                     
Meersburg alte Burg                                                                                                                                                                                               

Also Regenklamotten angezogen und dann war Kampfradeln angesagt. Oben auf der Höhe befand ich mich glücklicherweise gerade an einem Waldrand, also es so heftig zu stürmen anfing, dass ich die Bäume neben mir sehr kritisch angesehen habe und das Abflauen des Sturmes sicherheitshalber im Wald abwartete. Als dann nur noch regnete, fuhr ich weiter und kam gegen Mittag recht klamm in Ostrach an. In einem Dönerlokal fand ich dann Zuflucht und zum Dönerteller gab es zwei heiße Tees.
                                                         
Der Wetterbericht kündigte für den nächsten Tag zwar wieder trockenes Wetter an, aber an diesen Tag sollte es nichts mehr werden. Ich beschloss also, nicht wie ursprünglich geplant, nach Riedlingen zu fahren um dort zu übernachten und am nächsten Tag über die Schwäbische Alb nach Hause zu fahren.
Stattdessen radelte ich - immer noch im wenn auch nur noch leichten Regen - auf dem kürzesten und schnellsten Weg in das nicht allzu weit entfernte Mengen.
Dort gibt es nämlich einen Bahnhof an der Bahnstrecke Sigmaringen - Ulm.
Ich kam dort sogar so zeitgerecht an, dass nur 10 Minuten später der Zug nach Ulm kam und von dort aus ging es dann nach Hause nach Göppingen

Tja und das war sie dann, meine am Schluss etwas verregnete aber letztlich trotzdem schöne, kurze Vatertagstour


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